Geschichte des Canisianums

1562 wurde in Innsbruck mit dem Bau eines Jesuitenkollegs begonnen, das 1573 fertiggestellt werden konnte. Damit verbunden war eine Jesuitenschule, die im Sommer 1562 ihren Betrieb aufnahm. Im Jahr 1587 wurde das sogenannte Nikolai-Haus als Armenkonvikt errichtet. Es sollte mittellosen Schülern den Besuch des Gymnasiums ermöglichen.

Mit der Gründung der Universität Innsbruck im Jahr 1669 wurde das Nikolai-Haus immer mehr als Theologenkonvikt genutzt. Dieses konnte nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 vom ehemaligen Jesuiten Ignatius de Mohr zunächst weitergeführt werden. 1781 löste Kaiser Joseph II. die ganze Universität auf und stufte sie zu einem Lyzeum herab. In der Folge wurde auch das Theologenkonvikt im Nikolai-Haus 1783 geschlossen.

Nachdem 1857 die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck wiedererrichtet und dem Jesuitenorden anvertraut worden war, erfolgte im Jahr 1858 die Neu-Gründung eines Konvikts für Studenten der Theologie. Dieses war wieder im Nikolai-Haus an der Ecke von Sillgasse und Universitätsstraße untergebracht. Bereits im ersten Jahr konnten 37 Studenten aufgenommen werden.

Die Räumlichkeiten im Nikolai-Haus wurden bald zu eng. In den fünfzig Jahren seit seiner Gründung waren rund 3000 Priester aus verschiedensten Nationen, Diözesen und Ordensgemeinschaften ausgebildet worden. 1909 fiel die Entscheidung für einen Neubau. In unmittelbarer Nähe zum Kloster der Ewigen Anbetung konnte ein passender Baugrund erworben werden. Im Juni 1910 wurde mit dem Bau begonnen, im Oktober 1910 war die Firstfeier, und schon ein Jahr später, Anfang Oktober 1911, konnte Regens Michael Hofmann mit 276 Seminaristen in das neue Haus in der Tschurtschenthalerstraße übersiedeln. Dieses hieß nun Collegium Canisianum.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1938 wurde die Katholisch-Theologische Fakultät an der Universität geschlossen. Es wurde eine Päpstliche Theologische Fakultät im Canisianum errichtet, aber auch diese musste Ende 1938 ins Exil. Dieses lag in Sitten im Schweizer Kanton Wallis. Dort führte man während des Krieges einen notdürftigen Studienbetrieb fort. 1945 konnte das Canisianum nach Innsbruck zurückkehren.

1970 wurde die Kapelle im Canisianum nach Plänen von Josef Lackner neu gestaltet. Dieser Wunsch nach Veränderung spiegelt die kirchlichen Veränderungen im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils wider. Auch die Priesterausbildung wandelte sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten deutlich.

Das Canisianum war über Jahrzehnte vorwiegend ein internationales Priesterseminar, in dem sich junge Männer aus der ganzen Welt auf den Empfang der Priesterweihe vorbereiteten. Seit 2007 wird es als Internationales Theologisches Kolleg geführt, das heißt, die Bewohner sind in der Regel bereits Priester und kommen für Spezialstudien nach Innsbruck. 2013 erfolgte die Rückübersiedlung in die Sillgasse. Das Gebäude Canisianum im Saggen wird nun als Wohnheim für Studierende genutzt.

Alte Fotos vom Canisianum in der Tschurtschenthalerstraße

Wenn Sie Fragen zur Geschichte des Canisianums haben oder mit dem Archivar in Kontakt treten wollen, schreiben Sie bitte eine Nachricht an archiv@canisianum.at.

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